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Bad Neuenahr-Ahrweiler / Lantershofen. Vom roten Backsteinhaus in Bad Neuenahr-Ahrweiler, unweit der Ahr, zum großen weißen Zelt mitten auf dem Sportplatz in Lantershofen: Die Kita Blandine-Merten-Haus hat vor einigen Wochen Ihre Notunterkunft für die kommenden Monate bezogen.
Als die Flutkatastrophe Mitte Juli im Ahrtal eine Welle der Zerstörung mit sich brachte, wurde auch die Kita Blandine-Merten-Haus geflutet. Das Wasser stand meterhoch im Gebäude und auch das neu gestaltete Außengelände wurde stark beschädigt. Neben dem Mobiliar wurden auch persönliche Dinge mit einem enormen emotionalen Wert, wie die Portfolio-Ordner der Kinder, zerstört.
Wir haben einen „Ort von Heimat“ verloren, sagt Gudrun Seydel, die stellvertretende Leitung der 7-gruppigen Einrichtung. Besonders schwer fällt Mitarbeitenden und Kindern, dass sie aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen wurden. „Unsere Einrichtung ist immer sehr stark in den Sozialraum eingebunden gewesen“, erzählt Stefan Ibs, der Standortleiter der Kita Blandine-Merten-Haus. Damit meint Ibs die starke Vernetzung mit der benachbarten Grundschule, der evangelischen Kita und dem Mehrgenerationenhaus. Auf dem Sportplatz in Lantershofen, rund drei Kilometer von dem zerstörten Kita-Gebäude entfernt, gibt es keinen Sozialraum, in den die Kita sich einbetten kann.
Oberste Priorität der Mitarbeitenden ist es, den Kindern einen normalen Alltag zu bieten. Auch wenn das 800m² große Zelt kein Vergleich zur gewohnten Kita ist, gelingt es den Kindern sehr gut. „Das Ankommen am Morgen ist eine fröhliche Wuselei, wie immer“, berichtet Seydel. Die Kinder ziehen Jacken und Schuhe aus und laufen in ihre Gruppen. Dort erwartet sie ein Sammelsurium aus Büchern, Spielsachen und Bastelmaterialien, alles Sachspenden aus ganz Deutschland. Genau, wie auch die Einrichtungsgegenstände, Turnmatten oder Bobbycars. Die Spendenbereitschaft hat uns wirklich sprachlos gemacht und sehr gerührt“, berichten Mitarbeitende.
Aktuell besuchen rund 70 Kinder die Zelt-Kita. Für sie ist der Umzug in das Zelt kein Abenteuer, sie wissen, dass ihre eigentliche Kita zerstört ist und es keine Rückkehr gibt. Doch Kinder sind viel unbedarfter und können sich leicht anpassen, sagt die stellvertretende Leitung. Natürlich brauchen sie nach den schrecklichen Erfahrungen auch viel Nähe. Mit festen Ritualen, den Lieblingsspielsachen und den bekannten Gruppenamen, wie Löwen- oder Raupengruppe versuchen die Mitarbeitenden der Kita Blandine-Merten-Haus den Kindern Sicherheit zu geben.
Die Zelt-Kita besteht aus sieben Gruppenräumen mit Nebenräumen, die z.B. als Schlafraum genutzt werden, einem Wickelraum für die Krippenkinder, einem Hauswirtschaftsraum, Personal- und Büroräumen.
Natürlich sind die Rahmenbedingungen in der provisorischen Zelt-Kita schwierig, berichtet Standortleiter Ibs. Die Gruppenräume haben keine Decken und gemeinsam mit der Heizungsanlage wird so ein enormer Geräuschpegel verursacht. In der provisorischen Küche kann nicht, wie sonst, frisch gekocht werden, sodass aktuell ein Caterer die Zelt-Kita beliefert.
In wenigen Monaten wird die Einrichtung in eine längerfristige Container-Kita umziehen, die aktuell in Ringen errichtet wird. „Das ist für uns nur eine Übergangslösung“, sagt Ibs. Wir wollen so schnell wie möglich wieder zurück in unseren Sozialraum nach Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Doch erst einmal sind Kinder und Mitarbeitenden froh, dass sie nun alle wieder zusammen sind. „Das ist für die Kinder sehr wichtig, aber auch uns Mitarbeitenden gibt es einen sicheren Halt“, erzählen Seydel und Ibs. „Unsere Arbeitsstelle ist unser zweites Zuhause“, sagt Seydel stolz. Deswegen waren auch direkt alle Mitarbeitenden da, als die Kita in der Edith-Stein-Straße entschlammt und geräumt wurde, als der Umzug anstand oder Spenden sortiert werden mussten. Meine Anerkennung gilt meinem gesamten Team, so Standortleiter Ibs. Sie sind immer für die Kita und Kinder da, auch wenn sie durch die Flutkatastrophe selbst schwer betroffen sind. Wir wollen einen positiven, gesunden Alltag – für Kinder und Mitarbeitende. Der Umzug in die Zelt-Kita ist ein erster Schritt, doch bis hin zur Normalität ist es noch ein langer Weg.